Um 11 Uhr vormittags klingelte im Kochlabor das Telefon.
»Signore Grün, Sie müssen mir helfen. Luigi …«
Er klang sehr aufgeregt. Mit Recht. Luigi hatte im Supermarkt eine Tütensuppe mit der Aufschrift: »Sonnengereifte Tomaten – original italienisch« gesehen und geöffnet. Da er aber keine Tomaten darin entdecken konnte, öffnete er eine Tüte nach der anderen und leerte den Inhalt auf dem Boden. Professor Caprese konnte ihn nicht davon abbringen und das Personal war in heller Aufregung.
»Ich stelle auf Lautsprecher, Signore Grün. Sagen Sie bitte etwas zu ihm.«
»Luigi?!«
Der kleine Roboter hatte meine Stimme gehört und hielt für einen Moment inne.
»In den Tüten ist nur Pulver. Ich koche jetzt eine Tomatensuppe. Möchtest du zuschauen? Dann komm doch ins Kochlabor. Ich freue mich.«
Das wirkte. Luigi ließ alles fallen und ging los.
Nur 20 Minuten später stand er im Kochlabor. Er war über und über bestäubt mit dem Suppenpulver. Ich reinigte ihn und fing an zu kochen.
Ich konnte bemerken, wie sein ärgerliches Summen zu einem ruhigen und zufriedenen Brummen wechselte.
Mögen Sie Tütensuppen? Oder lieber eine mit Leidenschaft zubereitete Tomatensuppe … mit echten Tomaten und …
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Archiv für August 2018
Orangen-Estragon-Biscotti
Ich hatte gerade das Licht im Kochlabor ausgemacht, da klingelte es an der Tür. Sehr ungewöhnlich um diese Zeit. Es war Frau Orange. Sie wirkte aufgelöst. Ich bat sie auf einen Tee herein.
Sie erzählte mir von ihrem Mann – Herrn Estragon. Sie machte sich Sorgen. Sie selbst war das ganze Jahr über gut beschäftigt. Ihr Mann jedoch, weniger bekannt und populär, stieß auf ein weitaus geringeres Interesse. Sie wollte ihm so gerne helfen.
Ich schmunzelte. Eine ungewöhnliche Beziehung. Ich beruhigte sie und versprach ihr, dass ich eine Lösung finden würde. Kaum war die Tür hinter ihr geschlossen, hatte ich auch schon eine Idee und eilte voller Freude ins Kochlabor.
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Pflaumen-Frozen-Yogurt mit selbst gemachtem Mandelkrokant – ohne Eismaschine
Professor Caprese schaute abwesend aus dem Kochlaborfenster. Der Pflaumen-Frozen-Yogurt schien ihn gar nicht zu interessieren.
»Der Sommer bleibt hoffentlich noch ein bißchen.« Er seufzte.
Dann probierte er das Pflaumendessert. »Schmeckt fantastisch, Signor Grün. Wirklich. Exzellent.«
»Vielen Dank. Das freut mich. Wissen Sie, ich habe kürzlich eine Maschine erfunden, mit der man die Jahreszeiten einstellen kann, wie man will.«
»Wo ist diese Maschine?« Er schaute mich ungläubig an.
»Hier.« Ich hatte sie neben das Fenster gehängt. Eine Scheibe aus verschiedenen Kräuter und Kernen mit einem kleinen Maiskolben als Drehzeiger.
»Kommen Sie. Wir probieren sie aus.«
Wir stellten uns ans Fenster. Ich drehte den Zeiger nach oben und in Sekunden schien die Sonne. Es war Hochsommer. Ich drehte sie weiter und die Bäume verloren ihre Blätter. Der Herbst war da. So gingen wir alle Jahreszeiten durch.
Der Professor war begeistert.
Dann verselbständigte sich die Maschine plötzlich. Der Zeiger drehte sich immer schneller. Die Jahreszeiten zogen in unglaublicher Geschwindigkeit an uns vorbei. Schließlich fiel ich in Ohnmacht. Als ich aufwachte, lag ich in meinem Bett.
Der Professor saß am Bettende.
»Sie hatten Fieber. Murmelten etwas von einer Jahreszeitenmaschine. Was das wohl ist?« Er lachte.
Ehrlich, ich bin froh, dass es eine solche Maschine nicht gibt. Nehmen wir die Natur so, wie sie ist. Und heute gibt es Pflaumen-Frozen-Yogurt. Haben Sie Lust?
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