Manchmal denke ich im Kochlabor darüber nach, was Menschen in vergangenen Zeiten so gegessen und wie sie es zubereitet haben. Welche Vorlieben hatten sie? Wo haben sie sich die Zutaten besorgt? Oft gerate ich dann ins Träumen. Bilder entwickeln sich vor meinem inneren Auge. Ich sehe einen Schäfer zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Er lebt in der Bretagne. Den ganzen Tag war er mit seiner Herde unterwegs. Es ist September. Schon recht frisch, aber die Sonne scheint. Ein schöner Herbsttag. Es ist sechs Uhr am Abend. Die Herde steht still auf der Wiese. Die Hunde haben nicht mehr viel zu tun. Liegen im Gras.
Der Schäfer macht ein kleines Feuer und hängt einen Topf mit Wasser darüber. Er kocht Kartoffeln in der Schale. Pellt sie. Teilt sie in Viertel. Gibt etwas Schafskäse obenauf. Streut eine Prise grobes Salz darüber. Dazu trinkt er einen kleinen Schluck Wein aus einer Flasche.
Er ist zufrieden. Beobachtet den Abendhimmel. Die Wolken. Das Licht. Denkt über das Wetter nach.
Diese Bilder inspirierten mich zu dem folgenden Gericht.
(aus dem Herr Grün Kochbuch »Rezepte und Geschichten aus dem Kochlabor«)
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