Seit Tagen regnete es. Ich stand am Fenster und beobachtete eine Katze, die auf der Straße mit einer Plastiktüte spielte, die der Wind hin und her wehte.
Plötzlich flog die Tür des Kochlabors auf. Der Professor stapfte herein und schüttelte sich den Regen ab. »Bei diesem Wetter muss man was Scharfes essen.« Er nahm einen zerknüllten Zettel aus der Tasche. »Hier, ein Rezept meiner Tante Mimi.« Ich nahm das Papierknäuel und strich es glatt. Es stand nichts drauf. Zwei dicke Ölflecke. Sonst nichts. Einer dieser Caprese-Scherze.
Aber recht hatte er. Etwas Scharfes wäre genau das Richtige. Ich hatte noch das selbst gemachte Harissa, ein paar Möhren, Couscous, Joghurt und natürlich Gewürze. Meine Laune stieg.
Im Nullkommanix stand ich am Herd und eine Stunde später saßen wir gemeinsam am Tisch.
Professor Caprese erzählte von seiner Tante Mimi. Die gab es wahrscheinlich wirklich. Eventuell. Sie wissen schon.
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Asiatische Nudeln mit Erbsen, Zwiebeln, Peperoni, Curry, Kokosmilch und Thai-Basilikum
Professor Caprese hatte so eine Art chinesischen Hut auf. Eigentlich war es ein plattgedrückter italienischer Strohhut. Ein Geschenk von seinem Cousin aus Avezzano. Ich fand es etwas albern. Aber es machte ihm sichtlich Spaß.
»Das muss so sein, Signor Grün« Er lachte und schaute rüber zu Luigi, seinem Roboter. Der druckte fortwährend Daten aus, die das Ausmaß Chinas demonstrieren sollten. Caprese las alles laut vor: 18 Klimazonen, ein Dünenmeer in der Wüste Gobi mit den größten Dünen der Erde, Shanghai, diese riesige Metropole mit über 17 Millionen Einwohnern …
Zuerst war ich etwas überfordert. Ich wollte doch nur etwas Asiatisches kochen. Eine kleine, einfache Mahlzeit. Dann lies ich mich inspirieren. Mendake, die kleinen Nudeln, Erbsen, große Zwiebelstücke, Peperoni, Curry, schwarzer Pfeffer, Sojasoße, Kokosmilch und ein paar Blätter Thai-Basilikum.
Obwohl eigentlich kaum noch etwas übrig war, steckte es der Professor vorsichtig in ein kleines Schraubglas. Typisch.
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Karotten-Petersilienwurzel-Suppe mit Rouille
Manchmal ist das Leben sehr komplex. Da darf es ruhig auch etwas Einfaches sein.
Die Karotten-Petersilienwurzel-Suppe, mit wenig Zutaten gekocht, hat trotzdem sehr schöne Spitzen. Die Süße der Karotte. Die Petersilienwurzel, leicht herb und würzig – ein Goldstück. Dazu einen Klecks Rouille aus gekochten und zerdrückten Kartoffeln – zusammen mit Knoblauch und Olivenöl püriert. Mit Freiheit für weitere Gewürzgedanken. Obenauf etwas Schnittlauch-Konfetti.
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