Ich glaube ja, dass Menschen ein bißchen wie Bäume sind. Ganz innen, im Kern, da ist das Kind. Um es herum kommen dann die ganzen anderen Ringe.
Wenn mich jemand fragt: »Na, was möchtest du heute Abend essen?« Dann kommt es in mir zu einer Flut von Bildern. Die erste Welle der Bilder kommt vom Kind, das Milchreis, Pommes-Frites oder Schnittlauch-Pfannkuchen sieht. Es möchte es gerade sagen, da blendet sich die Vernunft ein: »Nein, kleiner Herr Grün, hier spricht die Vernunft, repräsentiert von Schultafelbildern, ausgerollten Ernährungspyramiden und 1000 Ratschlägen – gesprochen von Erwachsenenstimmen: »Iss doch was mit Gemüse oder Salat oder sogar nur Rohkost oder wie wäre es mit Matschi-Datschi Körnerbrei.«
An dieser Stelle ballt sich die kleine Kinderfaust und ich springe in meinem inneren Freibad – und ohne nachzudenken – in ein Becken mit einem Meer aus Bildern mit Lieblingsessen. Und schon nach kurzer Zeit tauche ich triumphierend auf und weiß, was ich essen will. Heute sind es Frikadellen mit einer cremigen Pusztasauce.
»Ist noch was da?«
»Ja, ich habe ganz viel davon gekocht.«
…