Er hielt die Nase über den Mörserrand und zog die Luft tief ein. Dann schnaufte er etwas. »Mamma mia.« Er musste niesen und lachte. »Mh, ich denke es ist auf jeden Fall Kreuzkümmel. Etwas Zimt. Oregano. Ja, auf jeden Fall. Oregano erkenne ich immer. Und getrocknetes Chili.« Professor Caprese schaute mich fragend an. Alles stimmte. Allerdings fehlten noch Majoran und scharfes Rosenpaprika.
»Wohin geht die erste Reise? Ich tippe auf Mexiko.« Er grinste.
»Haben Sie geraten?«
»Nein, es erinnert mich an eine Mexikanerin, die im Vomero Viertel in Neapel samstags Taccos verkauft hat. Köstlich. Das sage ich Ihnen. Und diese Gewürzmischung erinnert mich daran.«
Er hatte recht. Es war eine mexikanische Gewürzmischung. Ich hatte so lange im Kochlabor herumgetüftelt, bis mich der Duft an Mexiko erinnerte. Obwohl ich noch nie da war. Aber ich hatte eine Vorstellung. Weil ich mir aber auch keine genauen Grenzen setzen wollte, hatte ich dem Gewürz ein Hauch Italien zugefügt. Mit dieser Gewürzmischung wollte ich eine Tarte zubereiten….
Marokkanische Galette mit Joghurt-Minz-Sauce
Dieser Herr Grün Artikel enthält Werbung für Quorn.
Es war ein wunderschöner, sonniger Tag. Professor Caprese erzählte mir beim Nachmittagsespresso von seiner Tante aus Marokko.
»Einmal im Jahr, an ihrem Geburtstag, backt sie in einem alten Steinofen zwei, drei riesige Galettes. Dann lädt sie die ganze Straße ein. Ach …« Man konnte in seinem Gesicht sehen, wie gut diese Galette schmecken musste.
»Wissen Sie – diese Füllung.« Er verdrehte die Augen. »Mit passierten Tomaten, frischer Petersilie, Peperoni, Kreuzkümmel, Oregano, Majoran, Zimt, Knoblauch, Tomaten und sogar Rosinen. Obenauf Joghurt und frische Minze. Ich falle gleich in Ohnmacht.« Er wippte mit dem Stuhl und tat so, als würde er nach hinten umfallen. Wir lachten.
»Ich könnte doch diese Galette auch einmal backen.«
»Ja, aber leider enthält die Füllung auch Hackfleisch.« Er seufzte.
»Hackfleisch?!« Das konnte ich natürlich nicht verwenden. Aber ich hatte auch gleich schon eine Idee.
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Kleine Tarte mit dicken grünen Bohnen auf saurer Sahne, frischem Thymian und Honig
»Das ist doch nicht die Bohne wert«, meint eine Redewendung. Dabei sind Bohnen so wertvoll. Mir haben es besonders die dicken grünen Bohnen angetan. Vielleicht weil sich die wertvollen Kerne hinter viel Hülle verstecken. Man muss sie erobern durch: Palen (also aus der Schale befreien), Blanchieren und dem Entfernen der kleinen grünen Goldstücke aus einer weiteren Schale. Aber es lohnt sich.
Ich möchte Ihnen heute eine Kleine Tarte mit dicken Bohnen auf einer Melange aus saurer Sahne, frischem Thymian, Honig und schwarzem Pfeffer vorstellen.
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