Professor Caprese erzählte mir gestern beim Nachmittagskaffee eine Geschichte von einem französischen Bäcker aus St. Étienne, den seine tägliche Arbeit nicht mehr inspirierte und der etwas Neues ausprobieren wollte. Was, wusste er allerdings nicht.
Er schloss seine Bäckerei für ein halbes Jahr und fuhr mit etwas Gepäck auf seinem Fahrrad los, um herauszufinden, wie seine neue Zukunft aussehen könnte.
Sein Weg führte ihn auch durch die französischen Alpen, in ein außergewöhnliches Dorf, das von drei kleinen Bergen komplett umschlossen war, und das man nur über eine kleine Straße über einen der Berge erreichen konnte. In dem Dorf lebten vielleicht fünfzig Menschen, die alle einen recht zufriedenen Eindruck machten. Es gab einen kleinen Lebensmittelladen, der schon vor vielen Jahren geschlossen hatte – einen Bäcker gab es nicht. Einmal die Woche kam ein Wagen mit Lebensmitteln von außerhalb.
Der Bäcker spürte, dass er hier glücklich werden konnte. Er mietete den kleinen Lebensmittelladen an und brachte alle Backgeräte und einen kleinen Verkaufstresen aus seiner alten Bäckerei in den kleinen Ort und fing an zu backen. Zuerst war er gar nicht so erfolgreich, aber dann nannte er die Bäckerei »Les trois Montagnes« (Die drei Berge) und backte kleine Stollen im Glas. Die Dorfbewohner liebten die Backwaren des Bäckers und besonders die kleinen Stollen, die auch weit über das Dorf hinaus immer berühmter wurden. Obwohl er viele Angebote bekam, behielt er die kleine Bäckerei, backte so viel, dass es zum Leben reichte und war damit sehr, sehr glücklich:-)
Anmerkung: Diese Stollen schmecken direkt aus dem Ofen am besten. Ich empfehle sie deshalb als Dessert.
Man sollte sie allerdings nicht zu lange aufheben. Am besten am 1. Tag genießen. Insoweit unterscheiden sie sich von herkömmlichen Stollen.
Ich habe 80 ml Weckgläser verwendet – aber Sie können natürlich auch Schraubgläser oder ähnliches verwenden. Oder, weil Sandrina M., eine Leserin, danach fragte (Vielen Dank für die schöne Anregung): Sie können auch ein Muffinblech verwenden:-)
Zutaten (für 4 kleine Stollen im Glas – à 80 ml)
100 g Dinkelmehl 630
25 g Rohrohrzucker (bitte nicht Rohrzucker)
1 geh. TL Backpulver-Reinweinstein
½ TL Zimt
30 g BIO-Orangeat
40 g Mandeln
4 grüne Kardamomkapseln
40 g Schattenmorellen (aus dem Glas)
20 ml Rum
1 geh. TL Vanillezucker
40 g Margarine (Ich habe Sojola verwendet – keine Werbung)
80 g pflanzlicher Joghurt (Ich habe Kokos-Joghurt von Alpro verwendet – keine Werbung)
Zubereitung
Den Ofen auf 180 Grad Unter-Oberhitze vorheizen.
Die Mandeln in kleine Stücke hacken und in einer beschichteten Pfanne so lange rösten, bis ein Röstduft aufsteigt. Während des Röstvorgangs die Mandelstücke immer mal umrühren.
Mit einem Messer die Kardamomkapseln aufschneiden und die Samen herauslösen und mörsern / mahlen.
Die Kirschen in ein Sieb geben und etwas mit einem Löffel dagegendrücken, um den Saft herauszudrücken.
Die Kirschen in einem Schälchen mit 10 ml Rum und dem Vanillezucker gut vermischen.
Das Mehl, den Rohrohrzucker, das Backpulver, das Zimt, das Orangeat, die gerösteten Mandeln und den gemahlenen Kardamom in eine Teigschüssel geben und alles gut miteinander vermischen.
Die restlichen 10 ml Rum und die eingelegten Kirschen dazugeben und alles vorsichtig mit einem Löffel vermischen.
Die Margarine zerlassen, zur Mischung dazugeben und umrühren.
Zum Schluss kommen noch die 80 ml Joghurt Natur dazu. Bitte wieder umrühren.
Die Teigmasse lassen wir noch ca. 15 Minuten ruhen. Danach verteilen Sie sie die Teigmasse bitte in den Gläsern bis an den oberen Rand.
Den Ofen auf 180 Grad Unter-Oberhitze vorheizen.
Stellen Sie die Gläser auf einen Gitterrost, den sie auf die mittlere Schiene schieben.
Die Backzeit beträgt ca. 30 bis 40 Minuten. Der obere Teil der Stollen sollte leicht goldbraun sein.
Finish
Die Stollen mit etwas Puderzucker bestäuben und mit einem kleinen Löffel genießen:-)
Viele Grüße aus dem Kochlabor
Herr Grün
Ellen Socher meint
Hallo Herr Grün,
ich koche sehr viel von Ihren Rezepten nach und bin fast immer komplett begeistert.
Jetzt bin ich etwas ratlos bzgl des Sollens, was nehme ich denn für Gläser? Müssen ja absolut hitzebeständig sein.
Freue mich auf Ihre Antwort, damit es bald mit der Stollenbackeri los gehen kann!
Herzliche Grüße
Ellen
Herr Grün meint
Liebe Ellen! Ich erwähnte es schon im Rezept: Weck-Gläser sind völlig ausreichend. Auch Schraubgläser funktionieren. Viel Erfolg und viele Grüße – Herr Grün
Janina meint
Hallo Herr Grün,
gerne möchte ich Ihr Rezept ausprobieren. In unserem Haushalt gibt es keinen Rum, wäre es auch möglich Rumaroma stattdessen zu verwenden? Und falls ja, wie viel davon?
Danke für Ihre Rückmeldung.
Janina
Herr Grün meint
Liebe Janina! Das geht. nehmen Sie so 4 bis 5 Tropfen (wäre meine Schätzung) und gleichen Sie den fehlenden Rum als Flüssigkeit aus. ZB mit O-Saft:-) Viele Grüße und viel Erfolg – Herr Grün
Ole von Nimmersatt.blog meint
Hinreißendst schöne Geschichte, verführerisches Rezept. J’adore! Schönen dritten Advent zudem! Satanarchäolügenialkohöllisch toll!
Herr Grün meint
Danke:-))