Für den heutigen Nachmittagskaffee hatte Professor Caprese ein neues Experiment vorgesehen. Ich sollte für Luigi ein Tortenrezept vorbereiten. Der kleine Roboter würde es lesen, dann die Böden backen, die Crème zubereiten und die Torte anschließend verzieren. Ehrlich, so richtig glaubte ich nicht daran. Aber ich wollte die Beiden nicht enttäuschen. Also schrieb ich eine Art Wunschrezept für eine kleine Mandel-Mokka-Torte. Die Böden mit gemahlenen gebrannten Mandeln und anschließend mit Amaretto beträufelt. Die besondere Herausforderung: Die Biskuitböden sollten mit Hilfe einer Tasse gebacken werden. Es handelte sich also um eine meiner typischen Mini-Torten. Und was soll ich sagen: Luigi löste alles mit Bravour und in einer super Zeit. Ich war begeistert. Der Professor trällerte vor Freude ein Lied.
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Vollkorn-Zitronenkuchen mit Mascarponecrème und gebrannten Mandeln
Es war vier Uhr nachmittags. Professor Caprese war zum Kaffee im Kochlabor eingeladen. Ich hatte einen kleinen Zitronenkuchen aus Vollkorn-Dinkelmehl mit Mascarponecrème gebacken. Normalerweise machte sich der Professor über Vollkornprodukte lustig. Er zog mich gerne damit auf. »Ha – stellen Sie sich Sfogiatelle mit Vollkornteig vor oder Cantuccini.« Heute sprachen wir aber kaum was. Schauten aus dem Fenster. Draußen wirbelten Blätter auf der Straße herum.
Luigi trat auf die Straße. Er hatte einen Besen in der Hand und versuchte das Laub zu einem großen Haufen zusammenzukehren, was ihm aber nur mäßig gelang. Merkwürdig, der kleine Roboter hatte einen Wollschal um.
»Luigi trägt einen Wollschal?« Ich schaute Caprese fragend an. Der zuckte nur mit den Schultern.
»Vielleicht noch ein Stück Zitronenkuchen?« Er nickte, lächelte und schüttelte dabei den Kopf.
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Möhrenkuchen mit Möhrenkrokant
»Die ersten Bundmöhrchen sind besonders zart. Sie stammen aus dem Treibhaus. Man muss sie nicht schälen – nur bürsten und waschen. Ihr Grün kann man auch essen. Aber dazu später. Kommen wir nun zu den Wasch- und den Lagermöhren.«
Herr Josele betätigte den Knopf an der Seite des Diaprojektors und gab gleichzeitig dem Dia-Schlitten einen leichten Schubs. Das Gerät stammte aus den 70ern. Er hatte es auf einem Flohmarkt erstanden und war fasziniert. Jede Überredung zu einem komfortableren, tragbaren Computer war zwecklos. »Das Licht. Ich kann die Dias gegen das Licht halten. Die Motive sehen jedes Mal anders aus.«
Er war etwas aufgeregt. Wir hatten überall Zettel ausgehängt und viele waren gekommen. Das Kochlabor war gut besucht. Herr Joseles Vorträge waren legendär. Über den Dynamo, die erste U-Bahn, das unglaubliche Paris oder wie Ameisen miteinander kommunizieren – es war immer spannend, die Fotos grandios. Ich hatte, zum Anlass passend, Möhrenkuchen gebacken. Als besondere Überraschung gab es Möhrenkrokant – ein Experiment der letzten Tage.
Herr Josele hob und senkte die Stimme. Der Dia-Schlitten knarzte. Kurze Dunkelheit. Ein Querschnitt durch eine violette Möhre – der Ur-Möhre. Raunen.
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