Das Telefon im Kochlabor klingelte. Ich hob ab. Die ersten Sekunden hörte ich nichts. Dann ein leises Pfeifen, wie von einem anderen Stern: »Signor Grün, sind Sie es?« Es war die Stimme von Professor Caprese. Er klang sehr schwach.
»Ja, ja. Ich bin hier im Kochlabor. Was ist mit Ihnen?«
»Ich habe eine Grippe. Es sieht schlecht aus. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es eine schöne Zeit war mit Ihnen im Kochlabor. Und Luigi. All die schönen Stunden.«
Dieser alte Dramatiker. Eine Grippe. Nichts Leichtes. Aber so was.
»Bleiben Sie schön im Bett. Ich bin in einer Stunde bei Ihnen mit einer Suppe. Das wird Ihnen wieder auf die Beine helfen.«
»Eine Suppe?« Und schon klang seine Stimme klarer.
»Ja, eine Suppe. Fernöstlich. Mit kräftigenden Gewürzen und Zutaten.«
Ich hatte für die Suppe alles da: Karotten, Ingwer, Curry, Kurkuma, rote Peperoni, Kokosmilch, etwas Basmatireis.
Als ich sie zubereitet hatte, eilte ich mit dem Topf hinüber ins Nachbarhaus zu Professor Caprese, der jammernd auf der Couch lag. Um die Situation noch dramatischer zu gestalten, hatte er sich eine riesige Wollmütze aufgesetzt.
Er war sehr glücklich mit der Suppe, und glaubt man seinen Erzählungen, war er regelrecht sofort geheilt.
Er empfiehlt sie fortan allen Kranken, aber auch Gesunden als leichte, schnell zuzubereitende, delikate fernöstliche Suppe und behauptet, ich sei ein Wunderheiler, der noch zu viel Größerem fähig sei, was natürlich Quatsch ist.
Vielleicht haben Sie ja auch gerade Lust auf Suppe … Gutes Gelingen.
…
Karotten-Petersilienwurzel-Suppe mit Rouille
Manchmal ist das Leben sehr komplex. Da darf es ruhig auch etwas Einfaches sein.
Die Karotten-Petersilienwurzel-Suppe, mit wenig Zutaten gekocht, hat trotzdem sehr schöne Spitzen. Die Süße der Karotte. Die Petersilienwurzel, leicht herb und würzig – ein Goldstück. Dazu einen Klecks Rouille aus gekochten und zerdrückten Kartoffeln – zusammen mit Knoblauch und Olivenöl püriert. Mit Freiheit für weitere Gewürzgedanken. Obenauf etwas Schnittlauch-Konfetti.
…
Tomatensuppe und Pizza
Um 11 Uhr vormittags klingelte im Kochlabor das Telefon.
»Signore Grün, Sie müssen mir helfen. Luigi …«
Er klang sehr aufgeregt. Mit Recht. Luigi hatte im Supermarkt eine Tütensuppe mit der Aufschrift: »Sonnengereifte Tomaten – original italienisch« gesehen und geöffnet. Da er aber keine Tomaten darin entdecken konnte, öffnete er eine Tüte nach der anderen und leerte den Inhalt auf dem Boden. Professor Caprese konnte ihn nicht davon abbringen und das Personal war in heller Aufregung.
»Ich stelle auf Lautsprecher, Signore Grün. Sagen Sie bitte etwas zu ihm.«
»Luigi?!«
Der kleine Roboter hatte meine Stimme gehört und hielt für einen Moment inne.
»In den Tüten ist nur Pulver. Ich koche jetzt eine Tomatensuppe. Möchtest du zuschauen? Dann komm doch ins Kochlabor. Ich freue mich.«
Das wirkte. Luigi ließ alles fallen und ging los.
Nur 20 Minuten später stand er im Kochlabor. Er war über und über bestäubt mit dem Suppenpulver. Ich reinigte ihn und fing an zu kochen.
Ich konnte bemerken, wie sein ärgerliches Summen zu einem ruhigen und zufriedenen Brummen wechselte.
Mögen Sie Tütensuppen? Oder lieber eine mit Leidenschaft zubereitete Tomatensuppe … mit echten Tomaten und …
…
- « Vorherige Seite
- 1
- …
- 10
- 11
- 12
- 13
- 14
- …
- 18
- Nächste Seite »