Bevor wir mit dem Essen begannen, zog Professor Caprese einen Zettel aus der Tasche.
»Ich finde, die deutsche Sprache ja nicht immer leicht. Aber es macht Spaß, sie zu erforschen. Ich habe mir mal ein paar Wörter aus der Kulinarik aufgeschrieben, die ich schwer finde. Zum Beispiel Topinambur. Das merke ich mir übrigens mit der Eselsbrücke Top in Hamburg. Wirklich.« Er lachte . »Dann wären da noch Meerrettich und auch die Rote Bete. Bei letzterem schlägt der Duden beide Varianten vor – also Beete und Bete. Er bevorzugt aber Bete. In Neapel habe ich noch nie eine Rote Bete gesehen. Vielleicht habe ich nicht aufgepasst oder es gibt sie da gar nicht.«
Nach dem Essen kochte ich noch einen Espresso. Dazu gab es selbst gebackene Cantuccini. Wir plauderten über dieses und jenes. Ach, mit Caprese war es immer unterhaltsam. Vielleicht lernen Sie ihn ja auch mal kennen. Es lohnt sich:)
Nun aber zu meinem neuesten Gericht. Kartoffel-Blumenkohlpüree mit karamellisierten Topinamburscheiben und Kokosblütensirup. Juchhe:)
…
Wirsingtarte mit Walnussstückchen
»Lieber Signore Grün, ich kann heute nicht kommen. Bin krank. Ihr Prof. Caprese«, stand mit fast unleserlicher Handschrift auf dem Zettel, den mir Luigi gegeben hatte. »Was fehlt ihm denn?«, fragte ich den kleinen Roboter. Der zuckte nur die Schultern und rollte die Augen.
Ich backte eine Wirsingtarte und eilte zum Haus des Professors. Er lag auf der Couch, eingewickelt in eine dicke Decke und einem Fieberthermometer im Mund. Außerdem hatte er eine alte russische Fellmütze auf. Ich kannte diese dramatische Art des Professors schon und wusste, dass es nichts Ernstes sein konnte.
Wie sich herausstellte, hatte er Angst, keine Ideen mehr zu haben, was zu einer hypochondrischen Überreaktion führte.
Ich beruhigte ihn. »Diese Wirsingtarte und ein Glas Sancerre werden die Krankheit schnell in ihre Schranken verweisen.«
Er nickte. Zuerst aß er nur zögerlich und mit sichtlicher Anstrengung. Dann ging alles hopplahopp und im Nu waren vier Tartestücke verspeist.
»Ha – jetzt geht es mir wieder gut.« Die Fellmütze flog in die Ecke und er sprang auf.
Na ja, was soll ich sagen. Zwei Tage arbeitete er durch. So eine kleine Tarte kann Wunder bewirken.
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Grünkohlpizza mit italienisch-türkischer Gewürzmischung
Normalerweise belege ich Pizza nur mit ausgewählten, klassisch italienischen Zutaten und Grünkohl gehörte bisher nicht dazu. Aber als ich beim Einkauf bemerkte, wie er mich so anblinzelte, da konnte ich nicht widerstehen.
Auf dem Heimweg dachte ich mir eine Gewürzmischung aus, italienisch-türkisch, mit Oregano, Majoran, geriebener Chilischote und Kreuzkümmel. Unbedingt sollten auch Olivenöl dazu, Saure Sahne, würziger Käse und Ricotta. Das würde den Professor verwirren. Was auch später der Fall war. Die Pizzaidee war für Caprese nicht gleich die ganz große Offenbarung, als ich ihm davon erzählte, aber als er die gebackene Pizza sah, strahlte er. Und als er sie kostete, war es ganz vorbei. Freude im Kochlabor:)
Was meinen Sie? Lust auf Grünkohlpizza?…