Ich stand am offenen Fenster und schwang die große Essensglocke wie verrückt. Fast wäre ich rückwärts vom Stuhl gefallen. »Tagliatelle mit Kräuterseitlingen und Erbsen in Estragon-Portwein-Sahne.« Meine Stimme hallte über die ganze Straße.
Die Menschen schauten aus den Fenstern. Einige schüttelten den Kopf – andere eilten herbei.
»Herr Grün, ich komme.« Professor Caprese winkte mir aus dem Garten zu.
Ich mochte dieses Läuten. Ich kannte es aus meiner Kindheit, wenn der Eismann im Sommer am späten Nachmittag in die Straße fuhr. Das war ein tolles Signal. Mir fiel ein, dass ich nur für zwei Personen gekocht hatte. Aber daran sollte es nicht scheitern. Ich bereitete große Mengen von meinem Nudelteig zu und Soße, viel Soße und … Schließlich klingelte es an der Tür.
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Selbstgedrehte Spaghetti mit Pesto all’arrabbiata
Vor jedem Essen fragt mich Professor Caprese, ob er zu kräftig sei. Das verneine ich. Dann muss ich auch schwören, dass das stimmt. Auf den Heiligen Franziskus und etliche andere Heilige, deren Namen ich nie gehört habe und auf alles, was mir sonst noch heilig ist. Sogar auf mein Kochlabor. Das tue ich mit ruhigem Gewissen, denn er ist höchstens ein wenig beleibt. Italienisch proper. Ein Pastagenießer. Und: Jeder darf so sein, wie er sich am wohlsten fühlt.
Wenn das Ritual abgeschlossen ist, zieht er sein Hemd aus und sitzt dann vor mir im weißen Unterhemd. Die kleine runde schwarze Brille auf. Er freut sich wie ein Sommerkind auf die Pasta. Heute gibt es selbst gemachte Spaghetti mit Pesto all’arrabbiata und Veganinolo. Nach drei Tellern fragt er wieder: «Wirklich nicht?« »Nein – auf keinen Fall. Sie sind ein Genießer – das zählt.« Ich freue mich, dass es ihm schmeckt. Pesto-Spritzer auf den Brillengläsern. Er lacht.
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Vegane Frikadellen aus Bulgur
Zuerst hatte ich eine vegetarische Frikadelle mit Ei entwickelt. Das Ei hält in diesem Fall alles zusammen.Nun wollte ich Ihnen aber unbedingt auch eine vegane Variante vorstellen, die genauso gut schmeckt und dieselben Eigenschaften hat: außen kross, innen schnittfest und trotzdem weich. Die Versuche mit Kichererbsenmehl brachten kein gutes Ergebnis. Ich probierte es mit einer zerdrückten Kartoffel. Das schmeckte zwar gut, aber leider auch ein bißchen wie Kartoffelpuffer. Schließlich fügte ich auch etwas Kartoffelmehl hinzu – und: Es war genau so, wie ich es haben wollte:) Freude im Kochlabor.
Ich stelle Ihnen heute meine Frikadellen-Basisvariante vor. Sie können auch den Senf oder die Zwiebeln weglassen und Ihre Lieblingsgewürze nutzen. Curry oder Thymian, Lauchzwiebeln oder Karotten – alles ist möglich.
Verbesserte Rezeptur!
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