Heute kam der Professor vom Markt und kaute genüsslich etwas, das sich in seinen Mundwinkeln als etwas Grünes abzeichnete. Er wirkte sehr zufrieden.
Ich war neugierig. »Was ist es?«
»Frischer Oregano.«
Ich mag frischen Oregano sehr. In Hamburg gibt es ihn eigentlich ganzjährig. In den Sonnenmonaten schmeckt er besonders intensiv. Nussig. Leicht spinatig. Natürlich mit der bekannten und unnachahmlichen Oreganonote.
Falls ihr ihn nicht in eurer Nähe besorgen könnt, mag das Gericht auch frischen Basilikum… Das ist geschmacklich eine andere Abzweigung aber ein würdiger Vertreter. Tanti saluti:-)
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Farfalle »Alviano« mit geröstetem Ofengemüse und einer Rotwein-Tomatensauce
Der Professor erzählte mir heute eine Geschichte von dem kleinen Dorf Alviano in Umbrien.
Dort lebte ein Mann – er hieß Ricci – ziemlich zurückgezogen in einer ehemaligen Schule. Man sah ihn selten. Abends ging er spazieren und las dabei. Er grüßte freundlich, redete aber nicht viel. Man wusste eigentlich nichts über ihn.
Die Dorfbewohner mochten ihn und schätzten ihn sehr. Einmal im Jahr gab er im Hof der alten Schule ein großes Fest. Für alle, die im Dorf wohnten oder jemals da gewohnt hatten. Einige kamen extra von weit her. Sogar aus Übersee.
Der Mann kochte an diesem Tag eine riesige Portion seiner »Pasta Alviano«. Das Ofengemüse in einem Steinofen geröstet. Die Sauce mit Tomaten, Rosmarin, Thymian und einem trockenen, erdigen Rotwein aus der Region. Dazu gab es Farfalle. Signor Ricci trug an diesem besonderen Tag eine rote Fliege. Begrüßte jeden. Kannte alle Namen. Redete mit jedem. Sah glücklich aus. Viele hatten sich eine lange Zeit nicht gesehen.
Die Feier dauerte einen ganzen Tag lang.
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Limetten-Tagliatelle mit Pak Choi
Manchmal macht es mir eine besondere Freude, möglichst wenig Gewürze und Kräuter zu verwenden. Die Zutaten sollen die Möglichkeit haben, sich zu entfalten. Ihr eigenes Aroma soll im Vordergrund stehen. Dezente Aromen erfahren durch exzellente und gut gemeinte Gewürze oft nicht genug Aufmerksamkeit. Vielleicht vergleichbar mit schüchternen oder zurückhaltenden Menschen, die in sehr lebhaften Umgebungen nicht so wahrgenommen werden.
Bei diesem asiatischen Gericht steht für mich der Pak Choi (chinesischer Senfkohl) im Mittelpunkt. Er hat ein nussiges, kohlhaftes, spinatiges Aroma. Als Begleitung wähle ich Möhren, Pilze und Frühlingszwiebeln. Die Gewürzbasis (das Würzplateau) einfach aus Zwiebeln, Knoblauch und frischer Peperoni. Später kommen noch etwas Sojasauce und Limettenabrieb und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer dazu.
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